Wie aus einer Diplomarbeit ein neuer Freizeitraum für unsere Jugendlichen entstand

Etienne ist Sozialpädagoge in Ausbildung im Wohnen Jugendhaus der WG Treffpunkt. Im Rahmen seiner Diplomarbeit schuf er einen neuen Freizeitraum für unsere Jugendlichen, der durch ihre aktive Beteiligung gestaltet wurde. Wir durften uns mit Etienne dazu unterhalten.
 
Etienne, wie entstand die Idee, im Rahmen deiner Diplomarbeit einen Freizeitraum für Jugendliche zu schaffen?

 
Die Idee entstand durch einen Projektbedarf, den ich im Rahmen der Diplomarbeit erfüllen musste. Ich habe mich mit den Jugendlichen zusammengesetzt, um herauszufinden, was ihnen im Wohnen Jugendhaus fehlt. Dabei kam heraus, dass wir den bestehenden Freizeitraum umgestalten möchten.
 
Ein zentrales Thema meiner Arbeit ist Partizipation, die in der sozialen Arbeit sehr wichtig ist. Die Jugendlichen haben hier während dieser Übergangszeit ihr Zuhause, aber wenig Möglichkeit, mitzubestimmen, wie es aussieht. Sie können zwar ihre Zimmer dekorieren, aber die öffentlichen Räume sind bereits eingerichtet. Hier wollte ich mehr Mitbestimmung ermöglichen.
 
Welche Schritte waren notwendig, um von der Idee zur konkreten Planung des Freizeitraums zu kommen?
 
Die Planung haben wir gemeinsam gemacht. Wir haben einen Fragebogen erstellt und ausgewertet, was das Thema des Freizeitraums überhaupt erst entstehen liess. Ich gründete eine freiwillige Projektgruppe, mit der wir alle Schritte planten. Die Jugendlichen konnten ihre Ideen einbringen und waren während der ganzen Planungs- und Umsetzungsphase beteiligt. Über eine Projekt-WhatsApp-Gruppe haben wir die Arbeitseinteilung organisiert.
 
Bei Projekten gibt es oft unerwartete Herausforderungen. Welche Hindernisse musstet ihr überwinden, und wie habt ihr Lösungen gefunden?
 
Wir haben gemeinsam die Farbe ausgesucht und die Wände neu gestrichen, Teppichboden verlegt und Möbel aufgestellt. Elektronische Geräte wie Musikanlage und Beamer wurden installiert und sogar Vorhänge genäht. Eine Herausforderung war die Deckenbeleuchtung, die aus Brandschutzgründen nicht wie geplant umgesetzt werden konnte. Ebenso konnte die Motivation der Jugendlichen, am Wochenende – in ihrer Freizeit – an diesem Projekt mitzuwirken hochgehalten werden, was sich teilweise als Herausforderung darstellte.

Wie hat deine Diplomarbeit den Prozess der Schaffung des Freizeitraums beeinflusst?
 
Während der Diplomarbeit habe ich mich stark an theoretischen Ansätzen orientiert, besonders an der Partizipation nach Gabi Strassburger und Judith Rieger. Es war mir wichtig, die Partizipationsmöglichkeiten hochzuhalten. Ein weiteres theoretisches Thema war die Raumgestaltung: Was soll ein Raum bewirken? Wie wirkt er auf eine Person oder Gruppe?
 
Ein grosses Thema in unserer Gruppe ist die Freizeitgestaltung. Unsere Klientel sieht Freizeitgestaltung vielleicht anders als wir Sozialpädagoginnen und -pädagogen. Es ist wichtig zu erkennen, dass das „Herumhängen“ ein wichtiger Prozess für die Jugendlichen ist. Die Auseinandersetzung mit theoretischen Ansätzen hilft, dies zu verstehen.
 
Jetzt, da der Freizeitraum fertiggestellt ist: Wie siehst du die langfristige Wirkung dieses Projekts auf die Gemeinschaft? Gibt es Pläne für weitere Projekte oder Ideen, wie der Raum weiterentwickelt werden könnte?
 
Seit der Fertigstellung des Raums wird dieser rege genutzt. Wir haben bereits fünf bis sechs Kinoabende mit der ganzen Gruppe durchgeführt, und auch sonst wird der Raum häufig genutzt. Pläne, um das Projekt oder den Raum weiterzuentwickeln, gibt es momentan nicht, aber eine Umnutzung wäre möglich, falls der Bedarf vorhanden sein sollte.