Leitungswechsel im Wohnen Trimbach: Ein Gespräch über Empathie, Herausforderungen und Teamgeist

Im Wohnen Trimbach der WG Treffpunkt hat kürzlich ein Führungswechsel stattgefunden. Zu diesem Anlass luden wir Marlène, die neue Leiterin, und ihre Vorgängerin Anna zu einem Gespräch ein. In einem offenen Dialog tauschten sich die beiden über ihre beruflichen Erfahrungen und Herausforderungen aus. Marlène erörterte ihren Übergang in die leitende Position und thematisierte die Herausforderung, eine gesunde Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden. Anna würdigte Marlènes empathischen und verbindlichen Führungsstil sowie ihre ausgeprägte Menschenkenntnis, die sie als wertvolle Bereicherung für das Team in Trimbach betrachtet. Beide betonten die Bedeutung von Teamgeist, gegenseitiger Unterstützung und einem klaren Wertesystem im Arbeitsumfeld.

Marlène, du hast gerade den Posten von Anna übernommen. Wie waren deine ersten Tage?

Marlène: Sehr stressig (lacht). Vorgestern, am Montag, hatte ich bereits eine Kontrolle vom Kanton (Anmerkung: wiederkehrender Zwischenbesuch im Erwachsenenbereich).

Interviewer: Gleich in der ersten Woche?

Marlène: Ja, das war der Beginn meiner zweiten Woche. Ich hatte also eine Woche Zeit, um mich vorzubereiten, was ziemlich viel abverlangt hat. Es war eine sehr intensive Zeit, um anzukommen.

Du hast ja bereits einiges an Erfahrung mitgebracht und bist schon ein paar Jahre in der WG Treffpunkt. Kannst du kurz deine bisherigen Stationen beschreiben?

Marlène: Ich habe in Trimbach als Praktikantin angefangen und habe ein Jahr lang ein Praktikum gemacht. Danach war ich drei Monate in der Hauswirtschaft und Küche im Wohnen Luterbach (Anmerkung: heutzutage Wohnen Niederbuchsiten). Anschliessend bin ich nach Trimbach zurückgekehrt und habe als agogische Mitarbeiterin ein Jahr überbrückt, bevor ich mit meiner zweijährigen Ausbildung zur Sozialpädagogin begann. Ich habe eineinhalb Jahre im Wohnen Hauenstein gearbeitet und dort eine Ausbildung zur Teamleiterin absolviert. Jetzt bin ich zurück in Trimbach.

Zurück zu den Wurzeln also! Anna, du hast den Posten an Marlène übergeben. Wie war deine Zeit hier?

Anna: Meine Geschichte ist nicht so lang wie die von Marlène. Ich habe 2018 bei der WG Treffpunkt angefangen. Damals hatte ich auf Google eine Stelle im Wohnen Jugendhaus gesehen und mich beworben. Es hat sich aber herausgestellt, dass die genannte Stelle eigentlich für die Erwachsenenarbeit ausgeschrieben war, was für mich auch in Ordnung war, da ich eigentlich gar nicht unbedingt mit Jugendlichen arbeiten wollte. So kam ich zur WG Treffpunkt.

Und du hast als Stv.-Leitung im Wohnen Trimbach gearbeitet, richtig?

Anna: Genau, ich war auch Praxis-Ausbilderin und habe eng mit Marlène zusammengearbeitet – wir kennen uns gut. Als ich erfuhr, dass sie die Leitung im Wohnen Trimbach übernimmt, war das für mich die bestmöglichste Lösung. Ich bin sehr froh darüber.

Du verlässt die WG Treffpunkt, weil du dich in Richtung Bildung orientieren möchtest. Wohin zieht es dich?

Anna: Mein Herz schlägt schon lange für die Bildung, und deshalb habe ich mich immer für die Ausbildung der Studierenden eingesetzt. Jetzt habe ich die Chance, an der HFGS in Aarau als Lehrperson zu arbeiten. Das ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ganz weg bin ich jedoch nicht: Gleichzeitig darf ich hier in der WG Treffpunkt zwei Ausbildungen begleiten.

Marlène, kannst du dich noch an die Anfangszeit erinnern, als Anna deine Ausbilderin war?

Marlène: Ja, ich war sehr froh, als sie kam. Ich musste eine Arbeit schreiben, die mich völlig überfordert hat. Anna hat am ersten Tag gesagt, dass sie mir helfen wird. Am Ende war das eine der besten Arbeiten, die ich je geschrieben habe.

Würdest du sagen, dass der Teamspirit und eine gute Beziehung zu Vorgesetzten oder Ausbildern eine Ressource sind, die man nutzen sollte?

Marlène: Auf jeden Fall. Es ist sehr prägend, wie man unterwegs ist, und das ist eine wichtige Ressource, die ich auch an mein Team weitergeben möchte.

Was würdest du als die grösste Herausforderung in deiner neuen Rolle bezeichnen?

Marlène: Eine der grössten Herausforderungen, die ich bereits spüre, ist die Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben. Bis jetzt hatte ich immer Strategien, um nach der Arbeit abschalten zu können. Oft nutze ich die Autofahrt nach Hause, um meine Gedanken zu ordnen, oder ich gehe spazieren. Wenn ich dann meine Wohnung betrete, versuche ich bewusst, nicht mehr an die Arbeit zu denken und den Alltag hinter mir zu lassen. Das hat bisher auch gut funktioniert.

Aber gerade in den letzten Wochen, die so intensiv waren, habe ich gemerkt, dass diese Strategien nicht mehr ausreichen. Es war so viel los, dass meine üblichen Rituale nicht den gleichen Effekt hatten. Ich musste lernen, neue Wege zu finden, um abzuschalten. In dieser neuen Funktion als Leitung ist es noch schwieriger, wirklich loszulassen. Man hat immer das Gefühl, es gibt noch etwas zu tun oder zu bedenken.

Deshalb nehme ich mir jetzt bewusst mehr Zeit, um neue Ansätze zu finden. Manchmal hilft mir ein Telefonat oder ein Gespräch, um Dinge aus dem Kopf zu bekommen. Was mir auch klar geworden ist: Ich muss akzeptieren, dass ich nicht immer sofort eine perfekte Balance finde. Es wird Zeit brauchen, um diese neue Verantwortung und die damit verbundenen Herausforderungen in mein Leben zu integrieren. Aber ich arbeite daran, weil ich weiss, wie wichtig es ist, zu Hause wirklich abschalten zu können. Wenn ich zu Hause bin, möchte ich voll und ganz da sein und nicht ständig an die Arbeit denken.

Das klingt nach einer wichtigen Erkenntnis. Gibt es etwas, was ihr einander mit auf den Weg geben möchtet?

Marlène: Ich möchte, dass Anna immer einen Fuss im WG Treffpunkt behält. Es ist wichtig, dass sie Teil des Teams bleibt, auch wenn sie jetzt in der Bildung arbeitet.

Anna: Und ich möchte Marlène mitgeben, dass sie ihre verbindliche Art, ihre Menschenkenntnis und ihr gutes Bauchgefühl beibehalten soll. Das ist eine grosse Bereicherung für das Wohnen Trimbach.